Ein junger Unternehmer der Generation Z, Kian Sadeghi, hat mit seiner Firma Nucleus Genomics eine neue, höchst umstrittene App auf den Markt gebracht. Die abonnementbasierte Plattform Nucleus Embryo ermöglicht es zukünftigen Eltern, Embryonen basierend auf einer Vielzahl von Merkmalen zu bewerten und auszuwählen – von der Intelligenz bis hin zum Aussehen. Dieses Vorhaben, das an eugenische Fantasien erinnert, sorgt weltweit für Aufsehen und scharfe Kritik.
Die Vision hinter Nucleus Embryo: Fortschritt oder Eugenik?
Kian Sadeghi, Gründer des von Peter Thiel unterstützten Startups Nucleus Genomics, verteidigt seine Innovation, indem er Parallelen zur In-vitro-Fertilisation (IVF) zieht. Er argumentiert, dass IVF einst ähnliche Ängste auslöste und heute eine etablierte Methode der Zeugung ist. “Vor nicht allzu langer Zeit löste IVF einst Angst und das Stigma von ‘Retortenbabys’ aus”, so Sadeghi in einem Werbevideo. “Heute ist es die Art und Weise, wie einer von 50 Menschen in den USA gezeugt wird.” Diese Analogie soll die gesellschaftliche Akzeptanz für seine “genetische Optimierung” ebnen.
Wie funktioniert die Embryonen-Auswahl?
Der Service von Nucleus Embryo, der in Zusammenarbeit mit dem Biotech-Unternehmen Genomic Prediction angeboten wird, geht über herkömmliche Gentests hinaus. Neben einem 500 US-Dollar teuren Speicheltest, der auf Hunderte von Erbkrankheiten prüft – ähnlich den Diensten von Ancestry.com oder dem insolventen 23AndMe –, bietet Nucleus Embryo für 6.000 US-Dollar die Möglichkeit, aus bis zu 20 Embryonen den “besten” auszuwählen. Dabei sollen nicht nur Krankheitsrisiken, sondern auch komplexe Merkmale wie Intelligenz und Aussehen bewertet werden können. Diese sogenannte phänotypische Selektion ist der Kern der Kontroverse.
Scharfe Kritik und Eugenik-Vorwürfe
Die Einführung von Nucleus Embryo hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Kritiker bezeichnen die App als “Schlangenöl” und werfen Sadeghi vor, eugenische Vorstellungen zu propagieren. Der Risikokapitalgeber Max Niederhofer twitterte: “Ich wollte so etwas wie Noah get the boat tippen, aber ehrlich gesagt macht mich die Realität einfach so übel.” Ein anderer Startup-Gründer bemerkte, dass Nucleus wie “so viel Schlangenöl” klinge, worauf Niederhofer erwiderte: “Es ist nicht anders als Schlangenöl tötet.”
Kian Sadeghis umstrittene Vergangenheit
Es ist nicht das erste Mal, dass Kian Sadeghi mit seinen Geschäftsmodellen in die Kritik gerät. Bereits letztes Jahr wurde sein Dienst Nucleus IQ, der angeblich die Auswirkungen von Genen auf die Intelligenz zukünftiger Kinder vorhersagen sollte, von dem genetischen Datenwissenschaftler Ben Williamson als “schlechte Wissenschaft als großes Geschäft” bezeichnet. Obwohl Sadeghi diese Vorhersagen als “kein Schlangenöl, sondern ein Ausgangspunkt” verteidigte, zeigten sich Experten skeptisch, da es an Beweisen für die Funktionsweise des Produkts mangelte.
Ein Blick in die Zukunft der präventiven Medizin?
Sadeghi sieht in Nucleus Embryo einen Meilenstein für die “genomische Medizin, die sich über Generationen erstreckt”. Er begründet seine Motivation auch mit einer persönlichen Tragödie: dem Tod seiner 15-jährigen Cousine an einer vermeidbaren Erbkrankheit. Dieser Verlust habe ihm die Bedeutung von “Generationengesundheit” vor Augen geführt. Nucleus möchte nun Eltern ermöglichen, bereits vor der Geburt eines Kindes präventive Maßnahmen zu ergreifen, indem sie detaillierte genetische Profile ihrer Embryonen erhalten.
Die Plattform bietet die Analyse von über 900 Erbkrankheiten und 40 zusätzliche Analysen, die von Krebsrisiken über chronische Erkrankungen bis hin zu kognitiven Fähigkeiten und psychischer Gesundheit reichen. Sadeghi betont, dass Nucleus das erste Unternehmen in der Geschichte sei, das offen mit Eltern zusammenarbeite, um “ihre Embryonen auf der Grundlage von Intelligenz zu optimieren”. Die Frage bleibt, ob die Gesellschaft bereit ist für einen solchen Schritt in die “Optimierung” des menschlichen Lebens.

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