Ägyptens Vorgehen gegen den Globalen Marsch auf Gaza hat die Organisation der humanitären Mission massiv behindert und zur vorübergehenden Aussetzung ihrer Aktivitäten geführt. Rund 4.000 Teilnehmer aus 80 Ländern waren nach Kairo gereist, um die Rafah-Grenze zu Gaza zu erreichen und die dortige Blockade zu durchbrechen. Die Organisation beklagt eine Eskalation von Inhaftierungen und Misshandlungen, die weitreichende Besorgnis hervorrufen.
Harte Repression trotz Koordination Trotz vorheriger Abstimmungen mit den ägyptischen Behörden und der Beantragung von Genehmigungen, sowie der Einhaltung lokaler Gesetze, hat die Repression massiv zugenommen. Die Organisation des Globalen Marsches auf Gaza (GMG) berichtet von gewaltsamen Entfernen von Teilnehmern aus Hotels, Cafés und Straßen durch Zivilbeamte, oft ohne jegliche Identifizierung oder Erklärung.
Verhaftungen und Misshandlungen: Das Schicksal von Saif Abukeshek Besondere Besorgnis herrscht um den Co-Präsidenten und Sprecher des Marsches, Saif Abukeshek, ein Spanier palästinensischer Herkunft. Er gehört zu den Verhafteten, deren Aufenthaltsort unbekannt ist. Ein jüngster Vorfall, bei dem fünf Personen, darunter Abukeshek, Jonas Selhi (Norwegen) und Huthayfa Abuserriya (Norwegen), in einer Kairoer Cafeteria von der Geheimpolizei entführt wurden, verdeutlicht die Brutalität des Vorgehens. Selhi, der später freigelassen wurde, berichtete von schweren Misshandlungen, denen insbesondere Saif Abukeshek ausgesetzt gewesen sei. Die Anwälte der Kampagne haben keinen Zugang zu ihm, und der Zustand der beiden ägyptischen Bürger, die ebenfalls inhaftiert wurden, ist ungeklärt. Selhi und Abuserriya wurden zum Flughafen Kairo überstellt, ohne formelle Anklage. Die Organisation fordert die sofortige Freilassung von Saif Abukeshek und allen weiteren inhaftierten Teilnehmern.
Der Marsch wird ausgesetzt, der Kampf geht weiter Die Festnahmen erfolgten kurz nachdem die internationale Organisation mitteilte, die Phase des Marsches in Ägypten sei beendet. Alle Teilnehmer seien aufgefordert worden, Kairo zu verlassen. Trotz der erzwungenen Unterbrechung in Ägypten betont die Organisation, dass der Globale Marsch auf Gaza noch nicht beendet sei. “Wir werden unermüdlich alle Wege ausloten, um die Gräueltaten in Palästina zu beenden und das Leben, die Würde und die Selbstbestimmung der Palästinenser zu fördern”, heißt es in einer Erklärung. Neue strategische Schritte und zukünftige Maßnahmen werden geplant, sowohl kollektiv als auch durch nationale und regionale Delegationen.
Die Sicht der Teilnehmer: Angst und Enttäuschung Richterin Pilar Barroso von “Richter für Palästina”, eine der Teilnehmerinnen, äußerte gegenüber elDiario.es ihre Besorgnis: “Sie haben das Sicherheitsniveau in Ägypten aufgrund der geopolitischen Lage erhöht. Ein neuer Krieg steht bevor. Es scheint unmöglich, hier etwas anderes zu tun, ohne das Risiko einer Gefängnisstrafe.” Bisher wurden nach Angaben der Organisation etwa dreihundert Menschen deportiert, darunter 14 Mitglieder der spanischen Delegation.
Prominente Festnahmen und mangelnde Unterstützung durch Botschaften Zu den weiteren Festgenommenen gehört Manuel Tapial, der Anführer der kanadischen Delegation und Überlebender des Angriffs auf die Freiheitsflottille 2010. Er wurde über 50 Stunden festgehalten und trat in den Hungerstreik, bevor er abgeschoben wurde. Auch Dr. Hisham El Ghaoui, ein französischer Staatsbürger, wurde inhaftiert und später freigelassen.
Die mangelnde Unterstützung durch die Botschaften, insbesondere der europäischen, ist ein wiederkehrendes Thema unter den Aktivisten. Tesh Sidi, Abgeordneter und Teilnehmer, kritisierte das Vorgehen der spanischen Botschaft in Kairo scharf. Er berichtet, dass die Botschaft sich kaum um die Spanier kümmern wollte. Die spanische Delegation hingegen versicherte, der konsularische Notdienst kümmere sich um alle Vorfälle.
Ägyptens Strategie: Teilen und Herrschen Die ägyptischen Behörden verfolgen eine Strategie der Spaltung, indem sie die Teilnehmer zunehmend durch gezielte Aktionen trennen. Nach Festnahmen am Flughafen folgten Durchsuchungen in Hotels. Auch die geplante Busflotte, die die Aktivisten nach Ismailia bringen sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Aktivisten, die auf eigene Faust nach Ismailia reisten, wurden an Kontrollpunkten aufgehalten und zur Rückkehr gezwungen oder gewaltsam in überfüllte und unhygienische Busse verladen.
Gaza bleibt das zentrale Anliegen Trotz der widrigen Umstände betonen die Aktivisten, dass die Notlage der Menschen in Gaza das zentrale Anliegen bleibt. Saif Abukeshek bekräftigte vor seiner Verhaftung: “Die größte Sorge bleiben die Menschen in Gaza.” Pilar Barrado unterstrich, dass das Vorgehen Ägyptens keine Niederlage sei, sondern den Kampf für einen humanitären Korridor und für Frieden und Gerechtigkeit in Palästina nur verstärke.
Handlungsaufforderung Die Organisation des Globalen Marsches auf Gaza fordert die ägyptischen Behörden auf, die Repression einzustellen und alle Inhaftierten unverzüglich freizulassen. Zudem rufen sie die Menschen weltweit dazu auf, die ägyptischen Botschaften in ihren jeweiligen Ländern zu kontaktieren und die Freilassung der Gefangenen zu fordern.

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