Misstrauensantrag im EU-Parlament: Ursula von der Leyen und die Pfizer-SMS

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von der Leyen

Ein politisches Erdbeben in Brüssel? Am Donnerstag, den 10. Juli, steht die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, einem Misstrauensantrag im Europäischen Parlament gegenüber. Die Abstimmung folgt auf eine hitzige Debatte, die bereits am Montag, den 7. Juli, ihren Anfang nimmt. Diese brisante Entwicklung, die von Quellen in Straßburg gegenüber Europa Press bestätigt wurde, rückt die “Chefin” der EU-Exekutive in den Fokus.

Der Vorwurf: Versteckte Nachrichten und Forderungen nach Rücktritt

Im Zentrum des Misstrauensantrags steht der Vorwurf, Ursula von der Leyen habe ihre Textnachrichten mit dem CEO von Pfizer während der Coronavirus-Pandemie verborgen gehalten. Eine große Gruppe von Europaabgeordneten fordert aufgrund dieser Enthüllungen ihren Rücktritt aus der Kommission.

Um einen Misstrauensantrag zu initiieren, der im Falle einer Annahme die gesamte EU-Exekutive zu Fall bringen würde, ist die Unterstützung eines Zehntels der Abgeordneten des Europäischen Parlaments erforderlich. Diese Hürde wurde mit der Initiative des rumänischen Europaabgeordneten Gheorghe Piperea von der rechtsextremen Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten (EKR) genommen. Aktuell unterstützen 72 Parlamentarier, was 10 % der 720 Sitze im Europäischen Parlament entspricht, den Antrag – auch wenn zwei ursprüngliche Unterstützer ihre Forderung zurückgezogen haben.

Ein unwahrscheinliches Szenario: Die Hürden für die Annahme des Misstrauensantrags

Die Annahme des Misstrauensantrags ist jedoch an hohe Hürden geknüpft: Er muss von einer Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen unterstützt werden, was gleichzeitig die Mehrheit der Abgeordneten des Parlaments ausmacht. Ein Szenario, das laut parlamentarischen Quellen, die Europa Press konsultiert hat, als äußerst unwahrscheinlich gilt.

Der Grund für die geringen Erfolgsaussichten: Keine Fraktion im Europäischen Parlament, selbst die kritischsten Stimmen gegenüber der deutschen Konservativen, unterstützt den Antrag en bloc. Einzelne Stimmen gegen den Antrag würden bereits ausreichen, um die internen Mehrheitsanforderungen zu untergraben. Ursula von der Leyen hatte im Juli 2024 die Zustimmung des Europäischen Parlaments für eine zweite Amtszeit erhalten, wenn auch mit einer knappen Mehrheit von 401 Ja-Stimmen (von 707 abgegebenen Stimmen).

Historische Präzedenzfälle und die juristische Grundlage

Obwohl es in der Vergangenheit mehrere Misstrauensanträge gegen die EU-Exekutive gab, war bisher keiner von ihnen erfolgreich. Der aktuelle Antrag ist formell registriert und wurde von den Dienststellen der Institution validiert, wodurch die Debatte und die anschließende namentliche Abstimmung angesetzt werden konnten, die nicht vor Ablauf von 48 Stunden nach der Debatte stattfinden kann.

Der Misstrauensantrag stützt sich maßgeblich auf ein Urteil des Gerichts der Europäischen Union vom vergangenen Mai. Dieses Urteil erklärte die Entscheidung der Europäischen Kommission für nichtig, einem Journalisten den Zugang zu den Textnachrichten zu verweigern, die von der Leyen zum Zeitpunkt der Aushandlung der Verträge über den Kauf von Impfstoffen gegen das Coronavirus mit Pfizer-CEO Albert Bourla ausgetauscht hatte.


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