Da globale Krisen die sozialen Medien dominieren, könnte ein maßvoller Nachrichtenkonsum nicht nur für das individuelle Wohlbefinden, sondern auch für die Aufrechterhaltung des Glaubens an die Menschheit unerlässlich sein, sagen Experten.
Die unaufhörliche Flut beunruhigender Nachrichten spiegelt Trends wider, die durch die COVID-19-Pandemie, den Krieg in der Ukraine, die Klimakrise und Israels Angriff in Gaza und jetzt im Libanon ausgelöst wurden und alle zu dem Phänomen beitragen, das als “Doomscrolling” bekannt ist.
Während sich die humanitäre Krise in Gaza für ein globales Publikum entfaltet, werden die Social-Media-Plattformen mit grafischen, unzensierten Bildern überflutet – enthauptete Kinder, bombardierte Viertel und Eltern, die sterbliche Überreste in Säcken tragen.
Doomscrolling, der Zwang, endlos durch beunruhigende Nachrichten zu scrollen, ist zur Routine geworden. Jüngste Daten von Soax.com zeigen, dass die durchschnittliche Person heute 143 Minuten pro Tag in sozialen Medien verbringt, wobei Teenager – insbesondere Mädchen im Teenageralter – durchschnittlich fast drei Stunden verbringen.
Experten vergleichen Doomscrolling mit einem Raum, in dem man ständig angeschrien wird, und sagen, dass die Medien die Nachrichten überdenken müssen, so The Guardian.
Mehr als ein Drittel dieser Bildschirmzeit entfällt auf Nachrichten.
Während es wichtig zu sein scheint, sich zu informieren, sind Forscher zunehmend besorgt, dass diese Gewohnheit die Existenzangst verstärkt und die Menschen in einer Welt, die ständig in Flammen zu stehen scheint, sowohl überfordert als auch hilflos zurücklässt.
Eine Studie, die unter der Leitung von Reza Shabahang, einem Forscher am College für Bildung, Psychologie und Sozialarbeit der Flinders University, in der Fachzeitschrift Computers in Human Behavior Reports veröffentlicht wurde, untersuchte die Auswirkungen von Doomscrolling auf existenzielle Angstzustände.
Shabahang sagte, dass die ständige Exposition gegenüber negativen Nachrichten zu einer “Quelle stellvertretender Traumata” geworden sei, bei denen Menschen nachteilig betroffen seien, obwohl sie das Trauma nicht aus erster Hand erlebt hätten.
Die Forscher befragten 800 Studenten mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund in den USA und im Iran. Die Erkenntnisse? Doomscrolling verschlimmert nicht nur Angstzustände und psychische Belastungen; Es verstärkt Gefühle von Misanthropie und Pessimismus.
Unter den iranischen Teilnehmern erwies sich Doomscrolling als starker Prädiktor für Misanthropie – ein tief sitzendes Misstrauen und eine Abneigung gegen die Menschheit. Sie fanden heraus, dass dieser Strom düsterer Erinnerungen den “Glauben der Menschen an die Fairness und Güte der Welt” erschüttert und die Grundlagen von Vertrauen und Optimismus untergräbt.
In der Zwischenzeit zeigten US-Daten ähnliche, aber weniger ausgeprägte Trends, was auf eine komplexe Beziehung zwischen Doomscrolling, Kultur und Weltanschauungen hindeutet.
Interessanterweise untersuchte die Studie die Auswirkungen von Doomscrolling auf den “Glauben an eine gerechte Welt” – die beruhigende Vorstellung, dass das Leben fair ist und die Menschen bekommen, was sie verdienen. Die Daten zeigten zwar, dass Doomscrolling den Glauben an die Menschheit untergräbt, aber es schien den Glauben an eine gerechte Welt nicht zu erschüttern.
Forscher spekulieren, dass dieser Glaube als Puffer fungieren könnte, der es einigen Menschen ermöglicht, mit Krisen fertig zu werden, indem sie sich an einen zugrunde liegenden Gerechtigkeitssinn klammern.
Experten warnen, dass es zwar wichtig ist, informiert zu bleiben, aber eine übermäßige Exposition gegenüber negativen Nachrichten die psychische Gesundheit destabilisieren kann.
Da globale Krisen unsere Feeds dominieren, könnte ein maßvoller Nachrichtenkonsum nicht nur für das individuelle Wohlbefinden, sondern auch für die Aufrechterhaltung des allgemeinen Glaubens an die Menschheit von entscheidender Bedeutung sein.
Bild: Grok

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