Das Morden geht weiter: Neue Angriffe in Gaza hinterlassen mindestens 340 Tote und beenden die Waffenruhe

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1 Jahr Gaza Der erste Livestream-Völkermord in der Geschichte

Die israelische Armee hat am frühen Dienstagmorgen eine massive Angriffswelle auf den Gazastreifen gestartet, nachdem die Regierung unter Benjamin Netanjahu die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen angeordnet hatte. Israel wirft der Hamas vor, „alle Angebote“ der Vermittler im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens abgelehnt zu haben. Mindestens 342 Menschen wurden nach Angaben medizinischer Quellen, die von der Hamas-nahen Zeitung „Filastin“ zitiert wurden, bei den Bombardements getötet. Die meisten Opfer seien Kinder. Allein im Nasser-Krankenhaus in Khan Younis im Süden des Gazastreifens wurden 50 Tote eingeliefert. Weitere Opfer wurden aus Rafah (Süden), Gaza-Stadt (Norden) und Deir al-Balah (Zentrum) gemeldet.

Das Medienbüro der Regierung in Gaza bestätigte die hohe Opferzahl und sprach von „mehr als 322 Toten und Vermissten sowie Dutzenden Verletzten“ innerhalb von nur fünf Stunden. In einer auf Telegram veröffentlichten Erklärung präzisierte das Büro, dass es sich bei der Mehrheit der Toten und Vermissten um Frauen, Kinder und ältere Menschen handele. Es seien ganze Familien betroffen, einige davon in Krankenhäusern. Viele Opfer könnten aufgrund der katastrophalen humanitären Lage und des Treibstoffmangels, der den Verkehr lahmlegt, noch nicht geborgen werden.

Die Behörden des Gazastreifens verurteilten die „brutalen Massaker“ der israelischen Armee aufs Schärfste. Die palästinensische Bevölkerung sei in einer „katastrophalen und erstickenden“ Lage und werde der grundlegendsten Lebensbedürfnisse beraubt. Seit 15 Tagen sei keine humanitäre Hilfe mehr in den Gazastreifen gelangt, und die Stromversorgung sei seit fast zwei Wochen unterbrochen.

Sie werfen der israelischen Regierung vor, ihre wahren Absichten zu offenbaren: das Vergießen unschuldigen Blutes ohne jegliche moralische oder rechtliche Bedenken und die vorsätzliche Fortsetzung des Genozids an Kindern und Frauen. Dies bestätige, dass es sich um eine blutrünstige Besatzung handele. Die Angriffe stellten eine Verletzung des Waffenstillstandsabkommens dar.

Die Behörden des Gazastreifens appellierten an die internationale Gemeinschaft, ihr Schweigen zu brechen und sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um diesen brutalen Massakern ein Ende zu setzen und die israelischen Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.

Die Hamas erklärte, Netanjahus Kabinett habe die Entscheidung getroffen, das Waffenstillstandsabkommen zu widerrufen und die verbliebenen Geiseln in Gaza einem unbekannten Schicksal auszusetzen. Sie forderte die Vermittler auf, den israelischen Premierminister für die Verletzung und den Widerruf des Abkommens zur Rechenschaft zu ziehen. Die Hamas machte Netanjahu und seine Regierung für die Folgen der Angriffe auf wehrlose Zivilisten verantwortlich und forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, um eine Resolution zu verabschieden, die Israel zur Beendigung der Aggression und zum vollständigen Truppenabzug zwingt.

Auch die Organisation Islamischer Dschihad kritisierte Netanjahu scharf. Er habe alle Bemühungen um einen Waffenstillstand absichtlich vereitelt. Die Wiederaufnahme der Angriffe sei ein Versuch, weitere Massaker zu begehen.

Die israelische Regierung erklärte ihrerseits, sie habe der Armee den Befehl zu „energischen Maßnahmen“ gegen die Hamas erteilt. Die Bombardierungen seien die Folge der Weigerung der Hamas, die Geiseln freizulassen und die Vorschläge des US-Vermittlers Steve Witkoff und anderer Mediatoren anzunehmen. Israel werde nun mit größerer militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen. Ziel der Operationen sei die Befreiung aller Geiseln, lebend oder tot. Die Pläne für die Wiederaufnahme der Militäroperationen seien bereits in der vergangenen Woche von der politischen Führung genehmigt worden.

Die israelischen Streitkräfte (IDF) gaben bekannt, gemeinsam mit dem Inlandsgeheimdienst Shin Bet Ziele der Hamas im gesamten Gazastreifen anzugreifen. In israelischen Ortschaften nahe der Grenze zum Gazastreifen wurde der Schulunterricht ausgesetzt.

Israelischen Regierungsvertretern zufolge wurde die Trump-Administration vor Beginn der Angriffe über die Ziele informiert, darunter ranghohe Hamas-Kommandeure, Funktionäre des politischen Flügels der Gruppe und militärische Infrastruktur. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, Brian Hughes, erklärte laut Axios, die Hamas hätte Geiseln freilassen können, um den Waffenstillstand zu verlängern, habe sich aber stattdessen für die Ablehnung und den Krieg entschieden.

Am 19. Februar endete die erste Phase des Waffenstillstandsabkommens, die die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch für palästinensische Gefangene vorsah. Israel hatte seither eine Verlängerung dieser ersten Phase gefordert, während die Hamas auf die Einhaltung des im Januar geschlossenen Abkommens, das den Abzug der israelischen Truppen vorsieht, bestand.


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