Deutschland gründet Zentrum zur Bekämpfung von “Verschwörungstheorien”

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Deutschland gründet Zentrum zur Bekämpfung von "Verschwörungstheorien"
Image by Pete Linforth from Pixabay

Angehörige und Freunde von Menschen, die Verschwörungstheorien anhängen, können sich in Deutschland ab sofort an eine offizielle Beratungsstelle wenden. Das Bundesinnenministerium hat ein bundesweites Beratungszentrum eingerichtet, um gegen „Lügen und Desinformation“ vorzugehen.

Der „Ratgeber Kompass Verschwörungsglauben“ startete am Donnerstag und ist online sowie telefonisch erreichbar. Ziel des Angebots ist laut Ministerium, Ratsuchenden „bestmögliche Hilfe und Unterstützung“ zu bieten.

Das Zentrum berät nicht nur, sondern vermittelt bei Bedarf auch an spezialisierte Einrichtungen, erklärte Familienministerin Lisa Paus, ohne jedoch die beteiligten Einrichtungen zu nennen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte, dass ein „offener Dialog auf Augenhöhe“ oft schwierig sei, wenn Menschen tief in Verschwörungsglauben verstrickt sind. Sie begrüßte die Initiative als „wichtigen Baustein im umfassenden Kampf gegen Extremismus und Desinformation“.

Verschwörungstheorien seien „Gift für unsere Demokratie“ und belasteten Familien und Arbeitskollegen, so Paus. Das Innenministerium erklärte, solche Überzeugungen könnten zu extremistischen Ideologien führen und Gewalt befördern, wobei antisemitische Verschwörungen als besonderes Problem hervorgehoben wurden.

Die deutschen Behörden zeigen sich alarmiert über die vermeintliche Zunahme von Verschwörungstheorien. Dieser Trend wird häufig mit der Querdenker-Bewegung in Verbindung gebracht, die während der Covid-19-Pandemie aus Protest gegen Lockdown-Maßnahmen und andere staatliche Eingriffe entstand. Seitdem organisieren Querdenker-Gruppen Proteste gegen die deutsche Außenpolitik und die Waffenlieferungen an Kiew, die 2022 nach der Eskalation des Ukraine-Konflikts begannen.

Einige Gruppierungen innerhalb der Bewegung fordern zudem „Regionalität, direkte Demokratie und die Begrenzung der Macht“ der Bundesregierung. Behörden und Medien stellen Querdenker-Gruppen oft in Zusammenhang mit Verschwörungstheorien und rechtsextremen Organisationen.

Im Jahr 2021 kündigte der Verfassungsschutz an, einige Querdenker-Gruppen zu beobachten, da sie angeblich versuchen könnten, den Staat zu „delegitimieren“ und legitime Proteste für eine „Eskalation“ zu instrumentalisieren.

Die Ankündigung des „Ratgeber Kompass Verschwörungsglauben“ erfolgte wenige Tage nach der Landtagswahl in Thüringen, bei der die AfD mit 20,8 Prozent der Stimmen den zweiten Platz erreichte – ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zu den 10,4 Prozent im Jahr 2021. Trotz der Zugewinne wird die Partei weiterhin von den anderen großen Parteien geächtet und von Behörden und Medien häufig als „rechtsextrem“ bezeichnet.


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