In Wuhan sorgt eine Taxiflotte mit dem Namen “Rasender Rettich” für Aufsehen

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In Wuhan sorgt eine Taxiflotte mit dem Namen Rasender Rettich für Aufsehen

In China sind autonome Taxis bereits ein fester Bestandteil des Alltags. Sie werden von der chinesischen Regierung unterstützt, sind kostengünstig und sorgen im Internet für Unterhaltung. Eine Diskussion über mögliche Risiken wird jedoch nicht gerne gesehen.

Ein weißes Fahrzeug hält auf einer belebten Straße an, blockiert durch eine weiße Plastikplane, die andere Autos einfach überrollen würden. Aus dem Fahrzeug ertönt eine Stimme: “Hilf mir, bitte”, wiederholt sie. Ein Passant entfernt schließlich die Plane, und das Fahrzeug setzt seine Fahrt fort.

Videos dieser Vorfälle werden in den chinesischen sozialen Medien weit verbreitet. Sie zeigen die autonomen Robotaxis von Apollo Go, einer Tochtergesellschaft von Baidu, dem chinesischen Pendant zu Google. Aktuell sind 300 dieser autonomen Fahrzeuge auf einem Drittel der Straßen in Wuhan in Betrieb. Der Service ist unter dem Namen “rasender Rettich” bekannt und soll bis Ende des Jahres auf tausend Fahrzeuge anwachsen. Dies stellt das weltweit größte Experiment mit autonomen Taxis dar. Solche Tests finden in mehr als zehn chinesischen Städten statt, in Wuhan starteten sie im Jahr 2022.

Die Robotaxis sorgen manchmal für heitere Momente im Straßenverkehr, was im Internet für Belustigung sorgt. Videos zeigen “rasende Rettiche”, die so parken, dass sie den Eingang eines Wohnviertels blockieren, oder andere, die entgegen ihrem Namen nur im Schritttempo fahren. Einige Taxis stoppen höflich, um Fußgänger am Zebrastreifen passieren zu lassen, sehr zum Leidwesen anderer Autofahrer, die mit einem Hupkonzert reagieren. Im chinesischen Straßenverkehr herrscht normalerweise das Recht des Stärkeren, und Verkehrsregeln werden selten beachtet.

Die Robotaxis in Wuhan sorgen nicht nur für Heiterkeit, sondern auch für Kontroversen. Ein lokales Taxiunternehmen veröffentlichte im Juni einen offenen Brief, in dem es die Entlassung von Mitarbeitern aufgrund der Konkurrenz durch autonome Taxis bekannt gab. Taxifahrer protestieren, da die Bedrohung ihrer Arbeitsplätze noch nie so greifbar war. Unternehmen wie Didi, das chinesische Pendant zu Uber, sind bedeutende Arbeitgeber und beschäftigen landesweit sieben Millionen Menschen. Der Spruch „Im Notfall werde ich eben Taxifahrer“ galt bisher auch in China als sicherer Rückhalt.

Allerdings erfreuen sich die autonomen Taxis zunehmender Beliebtheit, besonders bei der jungen Generation, die von der futuristischen Technologie angezogen wird, die sie ohne soziale Interaktion ans Ziel bringt. Die Bestellung des Taxis erfolgt bequem per App, und geöffnet wird es durch Eingabe der letzten vier Ziffern der Telefonnummer. Im „rasenden Rettich“ können Fahrgäste auf dem Bildschirm die Temperatur einstellen, Filme ansehen oder Musik hören. Außerdem sind Fahrten mit den Robotaxis derzeit viel günstiger als mit herkömmlichen Taxis. Der Grundtarif beginnt bei 4 Yuan, während er bei normalen Taxis bei 18 Yuan startet.

Die niedrigen Kosten der Robotaxis sind teilweise auf fallende Personalkosten zurückzuführen. In Wuhan dürfen 300 Robotaxis ohne menschlichen Aufseher fahren, der im Notfall eingreifen könnte. Anstatt dessen überwacht ein “Schattenchauffeur” in einem Kontrollzentrum drei Robotaxis gleichzeitig am Bildschirm. Fahrgäste haben die Möglichkeit, im Bedarfsfall selbst einen Notruf zu tätigen oder im Notfall mit einer Axt die Scheibe einzuschlagen, um sich zu befreien.

Chinas Regierung fördert autonomes Fahren

Bislang wurden keine Berichte über schwere Unfälle veröffentlicht. Im Juli fuhr in Wuhan ein “rasender Rettich” einen Fußgänger an, der bei Rot die Straße überquerte, doch angeblich wurde er nicht verletzt. Die Öffentlichkeit unterstützte Baidu, da der Fußgänger gegen die Verkehrsregeln verstoßen hatte, so die Meinung im Internet.

In den USA musste General Motors letztes Jahr seine autonomen Taxis in San Francisco nach einem Unfall mit einem Fußgänger aus dem Verkehr ziehen.

Die chinesische Regierung fördert das autonome Fahren, indem sie Robotaxi-Tests in ausgedehnten städtischen Gebieten erlaubt. Diskussionen über die Risiken des autonomen Fahrens sind nicht erwünscht, und Berichte über tödliche Unfälle mit privaten autonomen Fahrzeugen wurden in der Vergangenheit online zensiert.

Chinesische Technologieunternehmen wie Apollo Go profitieren von der laxen Regulierung und Überwachung. Die zuständige nationale Behörde hat zugesagt, Anfang 2026 detailliertere Gesetze für autonomes Fahren zu erarbeiten; bisher sind die lokalen Regierungen dafür verantwortlich. Es bleibt unklar, wer im Falle eines Unfalls haftbar ist. Experten wie Hong Yang, Professor für Umweltwissenschaften an der University of Reading in England, kritisieren diese Situation. In einem Schreiben an die Fachzeitschrift “Nature” fordert er: “Es sind nationale Gesetze erforderlich, die Haftung und Kompensationsmechanismen festlegen.”

Bild: KI


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