Jetzt kippt auch Google den Faktencheck

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Faktencheck Google

Google hat sich an die Europäische Kommission gewandt und angekündigt, keine Faktenchecks in seine Suchergebnisse und YouTube-Videos zu integrieren. Dies geschah, nachdem Meta-Chef Zuckerberg mit ähnlichen Aussagen in Deutschland große Empörung ausgelöst hatte.

Laut dem News-Portal Axios liegt der Europäische Union ein entsprechendes Schreiben des US-Unternehmens vor.

Diese Entscheidung überrascht nicht nur, weil Google – ebenso wie Meta – im Jahr 2022 einen Verhaltenskodex der EU unterzeichnet hat, der genau diese Integration verlangt.

Community Notes als Alternative

In einem Brief an Renate Nikolay, die stellvertretende Generaldirektorin für Inhalte und Technologie bei der Europäischen Kommission, erklärte Kent Walker, Googles Präsident für globale Angelegenheiten, dass die von dem neuen Disinformationskodex der Kommission geforderte Integration von Faktenchecks „einfach nicht angemessen oder effektiv für unsere Dienste ist“ und Google sich daher nicht dazu verpflichten werde.

Walker verwies auf eine neue Funktion, die im vergangenen Jahr zu YouTube hinzugefügt wurde und es einigen Nutzern ermöglicht, kontextbezogene Notizen zu Videos hinzuzufügen. Diese Funktion habe „erhebliches Potenzial“ und ähnle der Community Notes-Funktion von X sowie dem neuen Programm, das Meta in der vergangenen Woche angekündigt hat.

Der Kodex würde Google dazu verpflichten, die Ergebnisse der Faktenprüfung neben den Suchergebnissen und YouTube-Videos anzuzeigen. Zudem müsste Google Faktenchecks in seine Ranking-Systeme und Algorithmen integrieren.

Walker betonte, dass Googles derzeitiger Ansatz zur Moderation von Inhalten funktioniere und verwies auf die erfolgreiche Moderation während des „beispiellosen Zyklus globaler Wahlen“ im letzten Jahr als Beweis.

Der EU-Verhaltenskodex zur Bekämpfung von Desinformation, der 2022 eingeführt wurde, enthält mehrere freiwillige Verpflichtungen für Technologieunternehmen und private Organisationen, einschließlich Faktenprüfungsorganisationen.

Der ursprünglich 2018 erstellte Kodex stammt aus der Zeit vor dem neuen EU-Gesetz zur Moderation von Inhalten, dem Digital Services Act (DSA), der 2022 in Kraft trat. Die Kommission hat im vergangenen Jahr private Gespräche mit Technologieunternehmen geführt und sie aufgefordert, die freiwilligen Maßnahmen in einen offiziellen Verhaltenskodex im Rahmen des DSA umzuwandeln.

In seinem Schreiben am Donnerstag erklärte Walker, dass Google der Kommission bereits mitgeteilt habe, dass es nicht beabsichtige, sich an den Kodex zu halten. Google werde „sich aus allen Verpflichtungen zur Faktenprüfung im Kodex zurückziehen, bevor er zu einem DSA-Verhaltenskodex wird“, schrieb er.

Er betonte, dass Google weiterhin in die Verbesserung seiner aktuellen Praktiken zur Moderation von Inhalten investieren werde, um den Nutzern durch Funktionen wie Synth ID-Wasserzeichen und KI-Offenlegungen auf YouTube mehr Informationen über ihre Suchergebnisse zur Verfügung zu stellen.

Zusammenfassung: Diese Nachricht fällt in eine Zeit, in der weltweit über die Rolle von Tech-Plattformen bei der Faktenüberprüfung und der Überwachung von Meinungsäußerungen diskutiert wird.


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