Nachts sind alle Katzen grau? Nicht wirklich! Jetzt kommen Infrarot-Kontaktlinsen

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Nachts sind alle Katzen grau? Nicht wirklich! Jetzt kommen Infrarot-Kontaktlinsen
Bild: KI

Bisher nur aus Science-Fiction-Filmen bekannt, wird die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, dank bahnbrechender Forschung Wirklichkeit. Wissenschaftler haben Infrarot-Kontaktlinsen entwickelt, die nicht nur das menschliche Auge in die Lage versetzen, Infrarotlicht wahrzunehmen, sondern auch neue Wege für die Datenübertragung und die Unterstützung von farbenblinden Menschen eröffnen könnten.

Ein Blick in die Dunkelheit ohne externe Energie

Die in der renommierten Fachzeitschrift Cell vorgestellten Kontaktlinsen benötigen keine externe Stromquelle. Sie wandeln Infrarotlicht direkt in sichtbares Licht um – ein Quantensprung in der Medizintechnik. Erste Experimente an Mäusen und Menschen zeigten vielversprechende Ergebnisse: Die Träger konnten selbst bei geschlossenen Augen verschiedene Infrarotwellenlängen erkennen.

Tian Xue, Neurowissenschaftler an der University of Science and Technology of China und leitender Autor der Studie, betont das enorme Potenzial dieser nicht-invasiven Technologie: „Unsere Forschung eröffnet das Potenzial nicht-invasiver tragbarer Geräte, um Menschen zu überwachen.“

Mehr als nur Nachtsicht: Datenübertragung und Farbkorrektur

Die Einsatzmöglichkeiten der Infrarot-Kontaktlinsen gehen weit über die reine Nachtsicht hinaus. Sie könnten auch zur drahtlosen Datenübertragung genutzt werden. Xue erklärt: „Flackerndes Infrarotlicht könnte zum Beispiel zur Übertragung von Informationen in Sicherheits-, Rettungs-, Verschlüsselungs- oder Fälschungsschutzeinstellungen verwendet werden.“ Dies eröffnet spannende Perspektiven für eine sichere und verdeckte Kommunikation, wie sie etwa bei Spionen oder in kritischen Infrastrukturen benötigt wird.

Ein weiterer revolutionärer Aspekt ist die mögliche Anwendung für farbenblinde Menschen. Durch die Abstimmung der Nanopartikel in den Linsen konnten die Forscher erreichen, dass verschiedene Infrarotwellenlängen als unterschiedliche Farben erscheinen. „Durch die Umwandlung von rotem sichtbarem Licht in so etwas wie grünes sichtbares Licht könnte diese Technologie das Unsichtbare für farbenblinde Menschen sichtbar machen“, so Xue. Dies könnte das Leben vieler Menschen, die unter Farbblindheit leiden, grundlegend verbessern.

Wie die Technologie funktioniert

Die Infrarot-Kontaktlinsen nutzen spezielle Nanopartikel, um Teile des Infrarotspektrums, die für das menschliche Auge normalerweise unsichtbar sind, in sichtbare Wellenlängen umzuwandeln. In Tests konnten menschliche Probanden mit den Linsen Morsecode-ähnliche Infrarotsignale klar erkennen. Interessanterweise funktionierte dies sogar mit geschlossenen Augen noch besser, da Nahinfrarotlicht das Augenlid effektiver durchdringt als sichtbares Licht, was zu weniger Interferenzen führt.

Obwohl die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und feine Details noch nicht erfasst werden können, arbeiten die Forscher bereits an Verbesserungen. Durch den Einsatz von Brillen, die weiter von der Netzhaut entfernt sitzen, erhoffen sie sich eine höhere räumliche Auflösung und Empfindlichkeit.

„In Zukunft hoffen wir, durch die Zusammenarbeit mit Materialwissenschaftlern und Optikexperten eine Kontaktlinse mit präziserer räumlicher Auflösung und höherer Empfindlichkeit herzustellen“, blickt Xue optimistisch in die Zukunft. Die Infrarot-Kontaktlinsen könnten somit der Beginn einer neuen Ära des Sehens und der Kommunikation sein, mit weitreichenden Implikationen für die Sicherheit, Medizin und darüber hinaus.


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