Es ist bekannt als das Disneyland des Schießsports und gilt als das größte Freizeitgebiet für Schießpulverexperten sowie als führendes militärisches Trainingszentrum weltweit. Eliteeinheiten für Spezialoperationen aus der ganzen Welt kommen hierher, und man sagt, es sei einzigartig in seiner Art.
Der König von Jordanien sorgte 2019 für Aufsehen, als er ein eindrucksvolles Video auf YouTube und sozialen Netzwerken teilte. Abdullah II., der enge Verbindungen zum spanischen Königshaus hat, inszenierte einen Angriff auf einen imaginären Feind, allerdings mit echten Waffen und Munition. Er war nicht alleine; an seiner Seite war sein Nachfolger, Prinz Hussein, der ihm bei dem symbolischen Angriff auf weiße Ziele auf Pappfiguren assistierte. Mit Sturmgewehren und halbautomatischen Pistolen ausgestattet, bewegten sie sich zwischen Fahrzeugen und schossen in einer Art bewaffneten Choreografie auf vorgegebene Ziele. Die Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen und die Präzision ihrer Aktionen waren beeindruckend. Sie handelten wie echte Soldaten eines Spezialeinsatzkommandos; es war klar, dass sie dies nicht zum ersten Mal machten.
Die erste Schlussfolgerung, die man ziehen könnte, ist, dass Vater und Sohn fähig wären, sich in einem bewaffneten Konflikt zu verteidigen. Die zweite, weniger offensichtliche, betrifft den Komplex, in dem sie trainierten – das King Abdullah Special Operations Training Center.
Das Militär hält seine Methoden oft geheim, und sein Design kann manchmal anhand seiner Trainingsmethoden entschlüsselt werden. Jede respektable Armee führt unzählige Male Missionen verschiedenster Art durch, und die Gestaltung ihrer Räumlichkeiten verrät, was erwartet werden kann. Das Besondere am KASOTC ist, dass dort alle Arten von Kriegsszenarien simuliert werden können und kein Szenario unvorhergesehen bleibt.
Die Anlage umfasst siebenundsechzig Gebäude, die Dörfer, mehrstöckige Gebäude, einheimische Dörfer oder fiktive Städte darstellen. Sie verfügt über mehrere Schießstände, einen Bereich für Langstreckenscharfschützen, verschiedene Felder für Übungssimulationen, Becken für Unterwassermissionen sowie Schotter- und Asphaltstrecken für das Training von Extremfahrern.
Wenn Besucher das KASOTC erreichen und eine lebensgroße Airbus A300 sehen, die für Geiselbefreiungsübungen genutzt wird, fragen sie sich alle dasselbe: Wie wurde das Flugzeug hierher transportiert, ohne dass eine Landebahn vorhanden ist? Die Antwort ist einfach: Die Manager des privaten Unternehmens, das die Anlage betreibt, haben in ihrem Bestreben, alle erdenklichen Trainingsmöglichkeiten zu bieten, das Flugzeug zerlegt und vor Ort wieder zusammengebaut. Es verfügt über einen Rumpf mit einem Innenraum, der wie ein normales Flugzeug ausgestattet ist, Flügel, ein Cockpit und sogar Triebwerke, damit die Trainierenden eine Situation erleben können, die einem echten Notfall so nahe wie möglich kommt. Es gibt sogar Dummys mit Alarmsystemen, die aktiviert werden, wenn sie getroffen werden.
Das KASOTC unterscheidet sich von anderen Trainingszentren vor allem dadurch, dass es sich auf chaotische Szenarien mit intensivem Beschuss spezialisiert hat. Während in den meisten Zentren viele kontrollierte Simulationen durchgeführt werden, werden dort selten Szenarien mit Schusswechseln zwischen zwei Parteien trainiert, wie sie das KASOTC anbietet. Die Teilnehmer müssen sich während der Trainings auf scharfes Feuer, simulierten Beschuss, Explosionen, Hubschraubereinsätze und eine Vielzahl anderer Situationen einstellen.
Je intensiver die Spannung erzeugt wird, desto vertrauter werden die Schüler mit ihr und umso effektiver werden sie zukünftig auf ähnliche Situationen reagieren. Dies ist den Navy Seals oder den US-Marines, die regelmäßig jordanische Anlagen besuchen, wohlbekannt.
In diesem filmreifen und realitätsnahen Szenario können Mitglieder von Spezialeinheiten während der Ausbildung Wohnungen, Villen, Botschaften, Stadthäuser oder sogar Einkaufszentren durchsuchen. Für den Zugriff stehen ihnen verschiedene Türarten und Mechanismen zur Verfügung, die den Eintritt verhindern sollen. Diese sind aus Holz, Metall, mit Zäunen versehen oder mit Schlössern unterschiedlicher Art ausgestattet, um die Schüler im Umgang damit zu schulen. Es repräsentiert alle möglichen Situationen, die sie in einem Konflikt mittleren Ausmaßes erleben könnten.
Im Bereich des Flughafens mangelt es an nichts. Vom Kontrollturm, der mit Seilen bestiegen oder herabgelassen werden kann, bis hin zu einem Gepäckbereich, der sogar über Förderbänder für das Gepäck verfügt. Der Airbus wird von mehreren voll einsatzfähigen Hubschraubern und einem Privatjet flankiert, falls einmal ein Minister, Premierminister oder Millionär gerettet werden muss.
Zusätzlich verfügt der Komplex über einen Trainingspool, einen Nahkampfparcours und einen Flugsimulator. Es gibt auch ein Hundetraining mit Zwinger und Tierklinik sowie Videobearbeitungsdienste, um die Übungen aufzuzeichnen und zu analysieren. König Abdullah II. hat nicht nur in einer Star Trek-Episode mitgewirkt, sondern auch einen Komplex in einer realitätsnahen Entführersituation angegriffen; er weiß, wie es geht, denn er hat den Spezialeinsatzkurs erfolgreich absolviert und soll eine hervorragende Treffsicherheit besitzen. Dies ist nachvollziehbar, da er an einem der besten Orte für solche Trainings ausgebildet wurde.
Bild: zabelin
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