Die “Icon of the Seas” ist ein Koloss unter den Kreuzfahrtschiffen. Als schwimmende Metropole misst sie 365 Meter in der Länge, verfügt über 20 Decks, 40 Restaurants und hat eine Kapazität von bis zu 7600 Passagieren.
Sie gleicht einem Vergnügungspark auf See mit sieben Pools, sechs Wasserrutschen und einem etwa 17 Meter hohen Wasserfall. Nicht zu vergessen ist der Aquadome, die größte jemals auf ein Kreuzfahrtschiff montierte Glas- und Stahlkonstruktion.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Aussage der Umweltlobbyisten der European Federation for Transport and Environment, kurz T&E, in ihrem neuesten Bericht: “Die Kreuzfahrtschiffe von morgen werden die Titanic wie ein Fischerboot wirken lassen.” Seit dem Jahr 2000 hat sich die Größe der Schiffe verdoppelt.
Daher malt man ein dystopisches Bild: Im Jahr 2050 könnte Cruisezilla, eine Wortneuschöpfung aus Godzilla und Kreuzfahrtschiff, in See stechen. An Bord wären 10.500 Passagiere. Dieser neue Riese unter den Kreuzfahrtschiffen wäre dann beinahe achtmal größer als die Titanic.
“Wie viel größer können diese Giganten noch werden? Das Kreuzfahrtgeschäft ist der am schnellsten wachsende Sektor im Tourismus, und seine Emissionen sind kaum noch zu kontrollieren”, so die Feststellung von T&E. Der Boom der Kreuzfahrtindustrie wird mit Besorgnis betrachtet.
Gemäß einer auf der Plattform Statista veröffentlichten Studie haben im Jahr 2023 weltweit etwa 31,7 Millionen Passagiere diese Reiseform gewählt. Ein Rekordwert, der dieses Jahr noch übertroffen werden könnte, folgt man den Prognosen von Cruise Market Watch.
Angesichts der unerfreulichen Probleme, die mit dem Kreuzfahrttourismus einhergehen, sagte Stefan Gössling, Professor für nachhaltigen Tourismus an der Universität Lund: “Eine Woche auf einem Kreuzfahrtschiff verursacht etwa 800 Kilogramm CO2-Emissionen. Das entspricht in etwa einem Sechstel dessen, was eine Person im weltweiten Durchschnitt pro Jahr ausstößt.”
Der T&E-Report stellt fest, dass die CO2-Emissionen von Kreuzfahrtschiffen in Europa im Jahr 2022 um zwanzig Prozent höher waren als 2019. Laut der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) sind Kreuzfahrtschiffe und andere Seeschiffe für fast drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen jährlich verantwortlich.
Die Cruise Lines International Association (Clia), der führende Verband der Kreuzfahrtindustrie, äußerte sich kritisch zum T&E-Report und bemängelte, dass “einige Aussagen im Widerspruch zu überprüften Daten stehen”.
Clia betont, dass die meisten derzeitigen und zukünftigen Kreuzfahrtschiffe in den nächsten zehn Jahren kleine bis mittelgroße Schiffe sein werden. Ferner strebt der Verband an, diese umweltfreundlicher zu gestalten, indem vermehrt Flüssiggas anstelle des besonders umweltschädlichen Schweröls eingesetzt wird. Clia zufolge sollen bis 2028 60 Prozent der neuen Kreuzfahrtschiffe hauptsächlich mit Flüssiggas betrieben werden.
Ticketsteuer als Lösung?
T&E kritisiert, dass der Antrieb mit Flüssiggas das noch schädlichere Methan freisetzt. “E-Treibstoffe sind die einzige grüne und skalierbare Lösung zur Dekarbonisierung des Seeverkehrs”, so die Umweltlobbyisten. Sie argumentieren, dass Kreuzfahrten ein Luxusgeschäft seien und die Betreiber die Verantwortung für die Klimaschäden tragen müssten.
Es wird auch eine spezifische “Ticketsteuer” gefordert: “Kreuzfahrtschiffe sind derzeit von Treibstoffzöllen, Unternehmenssteuern und den meisten Verbrauchssteuern befreit, denen andere Verkehrsträger unterliegen”, so die Argumentation. Eine Ticketsteuer von 50 Euro auf ein typisches Kreuzfahrtticket könnte weltweit 1,6 Milliarden Euro generieren.
Bild: ID 307427491 © Drewrawcliffe | Dreamstime.com

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